Sie schätzen und lieben sich: Émilie du Châtelet und Voltaire teilen das Interesse an Metaphysik und moderner Naturphilosophie. Sie diskutieren die Werke des englischen Physikers Isaac Newton. In einem französischen Schloss an der Luxemburger Grenze richten die beiden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts “Die kleine Akademie” ein: Namhafte Wissenschaftler besuchen den Barockbau und diskutieren über Wissenschaft. Dabei ist Émilie du Châtelet seit jungen Jahren verheiratet. Mit ihrem Mann führt sie gewissermaßen eine offene Ehe.

15 Jahre lang leben Voltaire und Émilie du Châtelet auf Schloss Cirey. Sie erweitern das Château um eine Bibliothek, die 10.000 Bände umfasst und sich mit dem Buchbestand der Pariser Akademie messen kann. Die Schlosshalle lassen sie zu einem Physiklabor umbauen. 1740 veröffentlicht Émilie ihr Hauptwerk “Wissenschaftliche Einführung in die Physik” – zunächst anonym, weil sie eine Frau ist.

Mit dem Lehrbuch erregt Émilie du Châtelet schließlich internationale Aufmerksamkeit. Sie wird zur Symbolfigur der weiblichen Gelehrten. In verschiedenen Kommentaren findet sie klare Worte zur Frauenfrage. “Ich würde Frauen an allen Menschenrechten teilhaben lassen, insbesondere an den geistigen.” Am 10. September 1749 stirbt die Wissenschaftlerin.

In diesem Zeitzeichen erzählt Claudia Friedrich:

  • in welches aristokratische Elternhaus Émilie du Châtelet geboren wird,
  • welche Talente sie schon als Mädchen hat,
  • wo sich Émilie und Voltaire zum ersten Mal begegnen,
  • welche Männer in ihrem Leben Ehemann, Liebhaber und Lebensgefährte sind,
  • warum Émilie du Châtelet im 19. Jahrhundert fast vergessen ist und heute wieder entdeckt wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

  • Ruth Edith Hagengruber (Professorin für Philosophie an der Uni Paderborn)
  • Émilie du Châtelet: Der Frau Marquisinn von Chastellet Naturlehre an ihren Sohn. Halle und Leipzig 1743
  • Frauke Böttcher: Das mathematische und naturphilosophische Lernen und Arbeiten der Marquise du Châtelet (1706-1749). Wissenszugänge einer Frau im 18. Jahrhundert. Heidelberg 2013
  • Ruth Hagengruber, Hartmut Hecht (Hg.): Émilie du Châtelet und die deutsche Aufklärung. Wiesbaden 2019

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