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Digitale Technologien übernehmen immer mehr Aufgaben, für die sich die Menschen lange unentbehrlich hielten. Wir setzen alles daran, körperliche Arbeit los zu werden, um uns dann umso ausschließlicher jenen Tätigkeiten zu widmen, von denen die antiken Philosophinnen und Philosophen immer schon behauptet haben, sie seien dem Menschen angemessen: Das Leben in Denken und Muße.
Während der aristotelische Mann/Herr noch über eine stattliche Anzahl Diener verfügen musste, um so von körperlicher Arbeit frei zu werden, scheint dieses Privileg, dank der Maschinen, heute immer mehr Menschen offen zu stehen. Selbst Marx und die auf ihn folgenden Sozialisten forderten die Abschaffung oder Verringerung der Arbeit durch Technik, um den Menschen Freizeit und Zeit für Bildung zu geben. Hannah Arendt schreibt über die körperliche Arbeit im Verborgenen und setzt dieser die Vita activa (d.h. ein Leben, bei dem soziale Aktivität bzw. politisches Engagement im Vordergrund steht) im öffentlichen Raum entgegen.
Die Entlastung durch die (intelligente) Maschine erfüllt also durchaus ein philosophisches und soziales Programm. Sie scheint den Weg zu ebnen in eine Zukunft, in der die genuin menschlichen Tätigkeiten, die ehedem als Luxus galten, zur Grundlage unserer Arbeit werden: Tätigkeiten des Geistes, der Fantasie, der Bildung, der Kreativität.
Maschinen werden Berufe überflüssig machen: Wenn ich mich in das selbstfahrende Cab setze, anstatt den Taxifahrer zu rufen, dann ist dies der Fall, und wenn die Post per Drohne kommt, ebenfalls. Das kreative Potential wird sich darauf richten, unter den gegebenen neuen technischen Umständen neue Tätigkeiten und Wirkungsbereiche zu kreieren, so, wie wir mit Facebook und Co. neue Kommunikationsformen geschaffen haben und mit Google neue Wissenswelten. Mit der Veränderung der Arbeitswelt wird auf die Bildungswissenschaften eine enorme Aufgabe zukommen.
Durch Philosophie und Soziologie haben wir in den letzten Jahrzehnten gelernt, anstatt uns als starre, isolierte Einheiten zu sehen, uns als Wesen einer vernetzten Welt zu erkennen. Wir können viele verschiedene Funktionen ausüben, sind in viele Welten eingebettet. Wir begreifen uns als Teil großer Datenmengen, aber auch als Erfinder ihrer Ordnungen. Wie leiden einerseits unter der Komplexität und begrüßen andererseits die hohe Identifizierung, die sie uns ermöglichen. Das hat Vor- und Nachteile. Hier ist Amazon, dort die medizinische Genetik.
Im Rahmen einer Veranstaltung der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Wann übernehmen die Maschinen“ habe ich vorgeschlagen, Basiskurse im Programmieren ab der dritten Schulklasse einzuführen. Die Vertrautheit mit dieser heute schon simplen Technik lehrt notwendige Fertigkeiten. Mit diesen digitalen Fertigkeiten müssen genauso die Bemühungen verstärkt werden, die kreativen Fähigkeiten der jungen Menschen in gleichem Maße zu entwickeln.
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