Die Geschlechterforschung hat in den letzten vierzig Jahren eine Fülle bemerkenswerter und einflussreicher Schriften von Denkerinnen „entdeckt“ und herausgearbeitet, dass diese in Teilen ganz erheblich den Lauf unserer Kultur beeinflusst, entscheidende Wegmarken analysiert, kritisiert aber auch initiiert haben. So zweifelt Elisabeth von Böhmen, mit guten Argumenten die Zwei-Substanzenlehre und den vermeintlich Gott gegebenen Dualismus von Leib und Seele an. Luise Gottsched war eine scharfe Kritikerin aller Blasphemie. Hildegard von Bingens Widerstand, ihr Freigeist, ihre Naturbeobachtung und ihr völlig eigenständiges Denken über Frau und Mann und die Natur sind heute von herausragender Bedeutung. Mit diesen großen Namen der deutschsprachigen Philosophiegeschichte, zu denen selbstverständlich die Philosophin von Weltrang, Hannah Arendt zu zählen ist, kann allein schon eine stattliche Tradition der Ideen von Philosophinnen, Wissenschaftlerinnen und Denkerinnen aufgebaut werden, die ihre eigenen Themen setzten. In dieser Hinsicht muss die (Philosophie-)Geschichte ergänzt werden.
Der Themenschwerpunkt lädt dazu ein, die Theorien, Ideen und Werke insbesondere von deutschsprachigen Philosophinnen und Denkerinnen sowie daran anknüpfende Perspektiven zu präsentieren, kritisch zu reflektieren und hierdurch zu einer Wissenschaftsgeschichte aus Sicht der Geschlechterforschung beizutragen. Dabei sind den auszuwählenden Bereichen, in denen diese Denkerinnen aktiv waren/sind oder rezipiert werden, keine disziplinären Grenzen gesetzt. Sie umfassen die Psychologie, Medizin, Naturwissenschaften, Astronomie, Umweltwissenschaften, Mathematik, Musik, Literatur, Politik, Gesellschafts-, Human- und Geisteswissenschaften. Ziel dieses Heftschwerpunkts ist es, die Arbeit dieser meist bisher unbekannten Philosophinnen, Wissenschaftlerinnen und Denkerinnen sichtbar(er) zu machen und mit aktuellen gesellschaftlichen Frage- und Problemstellungen zu verbinden. Die Beiträge sollten von daher neben dem biografischen Kontext insbesondere eine theorie- und ideengeschichtliche Kontextualisierung und einen Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten und Problemstellungen beinhalten.
Mögliche Themen und Fragestellungen
• Vorstellung von Theorien, Ideen und Werken (deutschsprachiger) Philosophinnen und Denkerinnen aus den unterschiedlichen disziplinären Bereichen und Perspektiven.
• Analyse der Theorien von Denkerinnen in Kombination mit tagesaktuellen gesellschaftlichen, politischen, sozialen oder wissenschaftlichen Frage- und Problemstellungen.
• Bedeutung und Beitrag von Philosophinnen, Wissenschaftlerinnen und Denkerinnen für die Theorie- und Ideengeschichte in Bereichen der Naturwissenschaft und Technologie, insbesondere der Medizin, Astronomie, Psychologie, Physik und Technology-Studies, der Human- und Geisteswissenschaften, insbesondere der Philosophie, der Theologie, der Kunst, der Musik, der Literatur und der Architektur.
Verfahren und Zeitplanung
Wir bitten um die Einreichung eines ein- bis zweiseitigen Abstracts bis zum 10. März 2024. Beiträge aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland können gern auch auf Englisch eingereicht werden. Bitte senden Sie Ihren Vorschlag als Word-Datei an manuskripte@gender-zeitschrift.de (Betreff: Schwerpunkt „Frauen in der Geschichte der Philosophie“). Die Einladung zur Beitragseinreichung erfolgt im Falle einer positiven Einschätzung bis zum 24. März 2024. Der Abgabetermin des fertigen Beitrags im Umfang von max. 50.000 Zeichen inkl. leer (Dokument mit allen zusätzlichen Angaben wie Zusammenfassungen, Fußnoten, Literaturverzeichnis und Angaben zur Person) ist der 01. September 2024. Alle eingereichten Beiträge durchlaufen ein mehrstufiges Review-Verfahren, auf dessen Grundlage die endgültige Auswahl der Beiträge getroffen wird; dabei sind Hinweise zur Überarbeitung eher die Regel als die Ausnahme. Diese werden den Autor_innen von den Herausgeberinnen zurückgemeldet. Im Falle einer hohen Anzahl von positiv begutachteten Beiträgen behält sich die Redaktion vor, eine abschließende Auswahl vorzunehmen und ggf. Beiträge in einer späteren Ausgabe zu veröffentlichen. Die Manuskriptrichtlinien sind auf der GENDER-Website unter https://www.gender-zeitschrift.de/manuskripte zu finden.
Über GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft
Das Spektrum der Zeitschrift umfasst gesellschaftliche und kulturelle Themen – sozialpolitische Fragen zu Gleichheit und Gerechtigkeit haben ebenso Platz wie Fragen nach den Inszenierungen und kulturellen Deutungen von Geschlecht. Intendiert ist ein breites Spektrum von Themen und wissenschaftlichen Disziplinen, in denen Geschlechterfragen reflektiert werden. Dem multidisziplinären Charakter der Zeitschrift entsprechend sind sozialwissenschaftliche, kulturwissenschaftliche, naturwissenschaftliche und andere Analysen willkommen. Die Zeitschrift erscheint dreimal jährlich jeweils mit einem thematischen Schwerpunkt und einem Jahresumfang von rd. 480 Seiten. Beiträge für den offenen Teil der Zeitschrift sind – unabhängig vom jeweiligen Schwerpunktthema – jederzeit herzlich willkommen!
Haben Sie noch Fragen?
Herausgeber:innen des Schwerpunktheftes: Prof. Dr. Ruth Hagengruber (ruth.hagengruber@uni-paderborn.de), Dr. Jil Muller (jil.muller@uni-paderborn.de) und Felix Grewe (felix.grewe@uni-paderborn.de). Für alle formalen Informationen, Fragen zur Einreichung und zum Publikationsprozess wenden Sie sich bitte an die Korrespondenzadresse der GENDER-Redaktion (redaktion@gender-zeitschrift.de).
Manuskripteinreichungen bitte nur über manuskripte@gender-zeitschrift.de
+++++++++++++++++++++++ENGLISH VERSION+++++++++++++++++++++++++++++++++
Over the last forty years, gender studies have “discovered” a wealth of significant and influential writings by women thinkers and have brought forth their considerable influence on the course of our culture. They have analyzed, criticized, and initiated decisive milestones. Elisabeth of Bohemia, for example, used good arguments to cast doubt on the substance dualism doctrine and the supposedly God-given dualism of body and soul. Luise Gottsched was a fierce critic of blasphemy. Hildegard von Bingen’s resistance, her free spirit, her observations of nature, and her entirely independent concept of women and men and nature are of outstanding importance today. With these great names in the history of German-speaking philosophy, which of course include the internationally renowned philosopher Hannah Arendt, an impressive tradition of ideas by women philosophers, scientists and thinkers who set their own themes has been established. In this respect, the history (of philosophy) must be expanded.
For this issue, we invite contributors to present and critically reflect upon theories, concepts and works of German-speaking women philosophers and thinkers, as well as related perspectives, and thereby to add to the history of science from the perspective of gender studies. There are no disciplinary limits to the fields in which these women thinkers were/are active or received. They include psychology, medicine, natural sciences, astronomy, environmental sciences, mathematics, music, literature, politics, social sciences and the humanities. The aim of this issue is to raise awareness of the work of these mostly unknown women philosophers, scientists and thinkers and to link it to current social issues and problems. In addition to the biographical context, the contributions should therefore include a contextualization of the history of theory and ideas and a reference to current social debates and challenges.
Possible questions/research topics in detail
Procedure and timetable
About GENDER. Journal for Gender, Culture and Society
GENDER. Journal for Gender, Culture and Society was founded in 2009 as a journal on women and gender studies. The journal aims to cover a wide range of topics and academic disciplines in which gender issues are reflected. Given the journal’s multi-disciplinary setting, we welcome analyses from, for instance, sociology, educational science, political science, cultural science and history which correspond to the interdisciplinary nature of gender studies. GENDER is published in three issues a year. Contributions to the free section are always welcome, irrespective of the focus of the special issue.
Do you have any questions?
For further topic-related information please contact the editors of the special issue: Prof. Dr. Ruth Hagengruber (ruth.hagengruber@uni-paderborn.de), Dr. Jil Muller (jil.muller@uni-paderborn.de), and Felix Grewe (felix.grewe@uni-paderborn.de).
For questions on formal issues and work flow please contact the editorial team of GENDER
(redaktion@gender-zeitschrift.de).
Please note: Manuscript submissions only via manuskripte@gender-zeitschrift.de
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