Von Diana zu Minerva

 

Elisabeth von Böhmen zählt heute zu den wichtigen Referenzen der Kritik an dem Philosophen Descartes. Als intime Freundin dieses großen Philosophen nahm sie erheblichen Einfluss auf die Ausgestaltung seines Werks. Ihre Seelenzustände und Erfahrungen stellt sie seiner Theorie entgegen, der sie nicht in allen Punkten folgen will. Anne Conway formulierte Überlegungen zur Monade, die Leibniz mehrfach als wichtige Inspiration seiner Philosophie testiert. Emilie du Châtelet stand im Zentrum der französischen Aufklärung und im Zentrum jener Männer und Wissenschaftler, die nach ihrem Tod die Tischgesellschaft Friedrich des Großen stellte. Die nähere Beschäftigung mit diesen Frauen zeigt, dass sie keine einzelnen Figuren, nicht Solitäre sind und nicht nur zufällig in ihrer Zeit wirkten, wie sie es taten. Zwischen ihnen entfaltet sich ein Netzwerk von Anregungen, Verweisen und Zitationen, die in ihrer untergründigen Wirksamkeit verkannt werden. So zeigen sich auf einmal Verbindungen von Hannover nach Berlin, von Herford nach England und nach Paris. Vor unseren Augen entsteht ein Beziehungsgeflecht, in dem sich mehr als hundert Jahre Philosophiegeschichte spiegeln. Die Göttinnen Diana und Minerva werden zum Symbol dieser Frauen. Diese römischen Göttinnen, aus der Symbolwelt der griechischen Antike entlehnt, symbolisieren als Diana/Artemis die Tradition der Unschuld und Unabhängigkeit von der Männerwelt, die andere beansprucht für sich die Allegorie zur Zeus gleichen Tochter Athene/Minerva, Göttin der Weisheit und des Krieges. Bereits Elisabeth von Böhmen wird als junges Mädchen als Diana gemalt …
Quoted from: Von Diana zu Minerva, p. 11.

 

Hagengruber, Ruth/  Rodrigues, Ana:  Von Diana zu Minerva. Philosophierende Aristokratinnen des 17. und 18. Jahrhunderts und ihre Netzwerke. Paderborn: Akademie Verlag 2010.

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